Geschichte
Besiedlung
Frankenberg wurde in der Mitte des zwölften Jahrhunderts von Siedlern aus Franken gegründet. Das genaue Jahr der Gründung des ehemaligen Waldhufendorfes ist nicht bekannt. Der erste urkundliche Nachweis für die Siedlung stammt aus dem Jahr 1206, in der ein Henricus de Frankenberc genannt wird. Das vielfach genannte Jahr der Entstehung 1188 ist eine willkürliche Annahme ohne historischen Bezug. Max Kästner vermutet die Entstehung von Frankenberg um 1175. Frankenberg gehörte zum Herrschaftsbereich der dem Kloster Hersfeld (Hessen) zustehenden Burgwarde Döbeln und Hwoznie
Urkundlich belegte Namensformen
1206: Henricus de Frankenberc
1214: Vrankenberch
1282: Frankenberg
1311: Vrankinberc
1427: Franckinberg
1555: Frankenbergk
1791: Franckenberg
Weitere Entwicklung
Die Herrschaft mit Burg Sachsenburg und der Stadt Frankenberg ging im Jahre 1322 in den Besitz der Wettiner über, nachdem Markgraf Heinrich der Erlauchte die Herrschaft im Zusammenhang mit demMildensteiner Zehntenstreit zerschlagen ließ. 1368 erwarben die Herren von Schönberg die Herrschaft. Die Nachkommen der Familie von Schönberg konnten die Herrschaft Sachsenburg mit der Stadt Frankenberg nur bis 1610 in Besitz halten. Nach dem Tod der Söhne von Caspar von Schönberg wurde die Herrschaft unter zwei Neffen geteilt. Im Januar 1610 kaufte der Kurfürst Johann Georg I. das Amt Frankenberg auf. Im März 1610 wurde das schwer verschuldete Amt Sachsenburg an den Kurfürsten Johann Georg I. verkauft. Im Jahr 1633 wurden die Ämter Frankenberg und Sachsenburg zum „Amt Frankenberg-Sachsenburg“ vereinigt, dessen Hauptort die Stadt Frankenberg war. Ab 1875 gehörte Frankenberg zur Amtshauptmannschaft Flöha.
Dominierende Erwerbszweige in Frankenberg waren seit der frühen Neuzeit die Weberei und verwandte Textilgewerbe. So gab es neben den Leinewebereien (später Baumwollwebereien) auch Zeug- und Tuchmacher, später Kattundruckereien, Färbereien und Bleichereien. Daraus entstand im 19. Jahrhundert eine umfangreiche Textilindustrie.
Weil die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts keine wesentlichen Zerstörungen in Frankenberg anrichteten, bietet die Bebauung rund um den historischen Ortskern, den großen Marktplatz vor dem Rathaus, interessante Einblicke in die Geschichte der Stadt zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert:
- Alte Kantorei – in diesem auf historischen Grundmauern stehenden Gebäude unmittelbar neben der Aegidien-Kirche (Erstbau 1517) befindet sich seit 1994 das Stadtarchiv,
- Webermeisterhaus – (ursprüngliches Gebäude aus dem Jahr 1540, 1889 wieder errichtet) - ist das 1. Webermeister- und Schauhaus der Leineweberinnung, die damals 800 Innungsmitglieder zählte.
- Kursächsische Postmeilensäule: Sie ist die Nachbildung (ohne Sockel) der Distanzsäule aus dem Jahre 1725 vom Markt (das Original wird im Heimatmuseum gezeigt), welche ihren originalgetreuen Inschriften die Mühsal der damaligen Reisen anschaulich macht, z. B. nach „Dreßden 13 St.“ (Entfernungsmaß: 1 Stunde/St. = 4,531 km).
- Altes Amtshaus – das 2008 an einer Ecke des Marktes eröffnete italienische Jugendmodegeschäft befindet sich in einem 1833 als Hauptschulgebäude und Gerichtsnebenstelle errichteten Haus. Hier produzierte von 1852 bis 1945 die Zigarrenfabrik von H. E. Wacker (Produktionsbeginn 1842).
- Offizin C. G. Roßberg – in der Druckerei von Roßberg wurde mittels einer hölzernen Druckpresse am 11. Oktober 1845 die erste Zeitung der Welt auf dem vonFriedrich Gottlob Keller erfundenen Holzschliffpapier gedruckt.
Unmittelbar in einer angrenzenden Straße befindet sich ein Anspännergut – eins von sechs Gütern, die in der Gründerzeit von Frankenberg rund um die Ortsmitte entstanden. Dieses Gebäude hier ist das letzte erhaltene, das nach zwei Stadtbränden (1712, 1788) originalgetreu wieder aufgebaut wurde.
In der jüngeren Geschichte wurde Frankenberg durch die Nutzfahrzeuge der Marke Framo (Frankenberger Motorenwerke) bekannt, die hier zwischen 1923 und 1933 produziert wurden. Danach wurde die Produktion zunächst nach Hainichen, ab 1961 nach Chemnitz verlagert; der Markenname Framo wurde noch lange Zeit benutzt. Unabhängig davon arbeitete ein Zweigwerk des Nachfolgeunternehmens VEB Barkas-Werke in Frankenberg weiter.
Garnison
Zwischen 1913 und 1916 wurde Frankenberg außerdem zu einer Garnisonstadt: auf einem größeren Areal nordöstlich des Stadtkernes und jenseits der Eisenbahnlinie entstanden Kasernengebäude für die Sächsische Armee. Im Zuge der vom NS-Regime betriebenen Wiederaufrüstung wurden in den 1930er Jahren weitere Gebäude hinzugefügt und die Kaserne nunmehr von Wehrmachtseinheiten genutzt.
Zwischen 1945 und 1956 gab es keine militärische Nutzung des Komplexes. Nach Gründung der NVA befanden sich wechselnde Einheiten in dieser Kaserne, zuletzt dasArtillerieregiment 7 und die Geschosswerferabteilung 7 der 7. Panzerdivision.
Nach der politischen Wende ging das Gelände in den Besitz der Bundeswehr über, 1991 wurde der Stab und die Stabskompanie der Panzergrenadierbrigade 37 Freistaat Sachsen hier stationiert. Am 3. November 1992 erhielt das Militärgelände den Namen Wettiner-Kaserne. Folgende weitere Bundeswehreinheiten befinden sich hier ( Stand April 2010):
- das Fernmeldebataillon 701 (Fernmeldetruppe),
- das Kraftfahrausbildungszentrum Frankenberg/Sachsen,
- das Sanitätszentrum Frankenberg,
- die Sportfördergruppe der Bundeswehr Frankenberg/Sachsen.
Gedenkstätten
- Denkmal im Stadtpark für die Verfolgten des Naziregimes
- Grabstätten und Gedenkstein auf dem Friedhof für sechs namentlich bekannte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden, sowie für einen unbekannten KZ-Häftling
- Gedenktafel und Gedenkstein am Eingang der Kaserne Freiberger Straße und an der Äußeren Frankenberger Straße für den Gewerkschaftssekretär Hermann Fischer und den kommunistischen Widerstandskämpfer Albert Hößler, die beide Opfer des Faschismus wurden
- Grabstätte auf dem Friedhof des Ortsteiles Hausdorf für einen namentlich bekannten polnischen Zwangsarbeiter
- Mahnmal in Sachsenburg
- Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Lützelpark (Lützeltal)